2. Vorweg
• Lerntransfer: Übertragung und Anwendung
von (theoretisch) Gelerntem auf alltägliche
Situationen mit einer Praktik
• Theorie: Ein Sachverhalt logisch verbundener,
widerspruchsfreier, empirisch prüfbar formu-
lierter Aussagen, der einer Analyse zugeführt werden kann
• Praxis: beobachtbares (intellektuelles) Handeln aufgrund von
inkorporiertem Wissen ohne bewusstes Nachdenken
• Praktik: Zusammenspiel von körperlichem Handeln (z. B. Spie-
gelei braten), Gebrauch von Artefakten (z. B. Pfanne) und getätig-
ten Kommunikationen (z. B. „Jetzt ist es gut“)
3. 1) Vgl.: Lingnau, V./Beham, F./Fuchs, F. (2020): Der Betrieb, das unbekannte Wesen - Eine Neukonzeption des Erfahrungsobjektes der Betriebswirtschaftslehre aus systemtheoretischer
Perspektive, Beiträge zur Controlling-Forschung des Lehr-stuhls für Unternehmensrechnung und Controlling der Universität Kiel Nr. 29
2) Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2019): Das St. Galler Management-Modell. Ma-nagement in einer komplexen Welt, Bern: Haupt, S. 128 – 132
3) Vgl.: Spencer Brown, G.: Laws of form, London 1969; dt.: Laws of Form. Gesetze der Form, Lübeck 1997
4) 3) Vgl.: Baecker, D.: Form und Formen der Kommunikation, Frankfurt am Main, 2007, S. 79.
Ausgangstheoreme
• ein Problem wird bearbeitet1 durch die Kommunikation von
(aufbereiteten) Beobachtungsergebnissen
• jede Kommunikation ist nur wirksam, wenn sie bei Beteiligten
eine Resonanz auslöst und als Bezugspunkt für weiteres Tun
oder Unterlassen benutzt wird2
• es gibt einen Formalismus3, der Kommunikationen auf Struk-
turen, Relationen und Elemente untersucht4
4. Ausgangsmodell
In Form und Farbe vereinfacht und eng angelehnt an: Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2019): Das St. Galler Management-Modell. Management in einer komplexen Welt, Bern: Haupt, S. 141
Theoriebasis
• Systemtheorie
• Praxistheorie
(«practice turn»)
2017 2019
5. Ausgangsmodell
In Form und Farbe vereinfacht und eng angelehnt an: Rüegg-Stürm, J./Grand, S. (2019): Das St. Galler Management-Modell. Management in einer komplexen Welt, Bern: Haupt, S. 141
Theoriebasis
• Systemtheorie
• Praxistheorie
(«practice turn»)
2017 2019
6. Theorie:
Formalismus für Kommunikation
Anders als in der aristotelischen Logik
ist jede Identität eine (oszillierende) Einheit einer Differenz
(Baecker 2007, 80)
?
a ereignet sich,
wenn es ein Beobachter abgrenzt,
von der Umwelt unterscheidet und
beides wechselseitig aufeinander bezieht.
à Einheit der Differenz von „a“ und „nicht-a“
Vgl.: Spencer-Brown, G.: Laws of Form, London 1969; dt.: Laws of Form. Gesetze der Form, Lübeck 2008
7. Theorie:
Formalismus für Kommunikation
• beobachten = unterscheiden und bezeichnen
• ein Beobachtungsergebnis sagt etwas aus über die Art des
Beobachtens und nicht etwa über die Realität
? Mit welcher Art von Beobachtung kommt das zustande,
was ich mit „Realität“ verwechsle?
? Ist „Realität“ nur eine kommunikative Konstruktion, der kein
Objekt und keine Essenz zugrunde liegt?
? Gibt es über die subjektive Wirklichkeit hinaus keinerlei
objektive, sondern nur eine abgesprochene Realität?
8. • ein markiert eine Unterscheidung, hier zwischen einer
Kernaussage (K), Tipp (T), Folge (F) und Header (H)
• ein bzw. markiert den Wiedereintritt einer Unterschei-
dung in etwas, das zuvor unterschieden wurde
• der Header (H) wird aus den Tipps (T) und deren Folgen (F)
abgeleitet; alles wird von den Kernaussagen (K) hergeleitet
und bezogen auf einen Nutzen (N )
Praxis:
Konkrete Anwendung
9. 1) Vgl.: Wilms, F. (2021): Kollektive Intelligenz anregen; in: DNH, 6/2021, S. 22 – 25, https://doi.org/10.5281/zenodo.5656665
• drei Kernaussagen notieren
• zwei Handlungstipps mit je einer erwartba-
ren Folge ableiten
• aus beiden Tipps einen gemeinsamen
Kern herausfiltern
• diesen Kern zu einem header formen
• Prüfung: In einem Text jede Kernaussage und jeden Tipp in
einem Absatz ausformulieren (Quellen)
Praxis:
Nugget Chart erstellen
10. Transferleistung
Vgl.: Wilms, F. (2021): Kollektive Intelligenz anregen; in: DNH, 6/2021, S. 22 – 25, https://doi.org/10.5281/zenodo.5656665
• das individuelle Verständnis eines Sachzusammenhangs
wird als kommunikativ konstruiert erlebbar
• das Ableiten konkreter Tipps aus den Kernaussagen bewirkt
einen individuellen Theorie-Praxis-Transfer
• durch eine verbesserte Sprachgenauigkeit wird das indivi-
duelle Verstehen vertieft
• das Erstellen eines Nugget-Charts fördert die Fähigkeit, ver-
arbeitete Infos zweckorientiert und geordnet mit anderen
Personen zu etwas Neuartigem zu vernetzen
11. • Ein soziales System ist zu verstehen als
Gefüge anschlussfähiger kommunikativer Ereignisse
• Personen sind Adressaten von kommunikativen Ereignissen
Theorie sozialer Systeme:
Das psychische System jedes Gruppenmitgliedes ist
eine relevante Umwelt der Gruppe und beeinflusst
die Kommunikation, ohne sie zu determinieren1
1) Vgl.: Simon, Fritz B. (2018): Formen. Zur Kopplung von Organismus, Psyche und sozialen Systemen, Heidelberg: Carl Auer, S. 190
Theorie:
Soziale Systeme
12. • doppelte Kontingenz1: die Beteiligten einer Begegnung haben
ihre Erwartungen und Handlungsweisen aufeinander zu be-
ziehen, ohne die Psychen der anderen kennen zu können
• nur bestimmte Verhaltensweisen und Wortbeiträge werden
von anderen aufgegriffen/weitergeführt, andere nicht
• damit werden allmählich Strukturen von Erwartungen gene-
riert, die sich auf Erwartungen der Gegenüber beziehen
• meine Erwartungserwartungen machen die von mir erlebte
soziale Realität aus
1) Vgl.: Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt/M.: Suhrkamp
Theorie:
Systemtheoretische Ausgangspunkte
13. Grundlegende Arbeitsphasen:
• kaum vorstrukturierter Beginn ohne fixiertem Startzeitpunkt
• Konzentration auf das Erleben im Hier und Jetzt
• Akteure beobachten das aktuelle Geschehen und ziehen per-
sönliche Schlüsse als «autonomes Individuum»
• mit wechselseitig aufeinander bezogenen Kommunikationen
wird eine «Wahrheit» ausgehandelt, in der auch Normen, Rol-
len und sozialer Status eingewoben sind
à gemeinsame Wirklichkeit wird kommunikativ erzeugt
Praxis:
Systemische Gruppendynamik
14. Worum es geht:
• die Selbstorganisation sozialer Systeme studieren und sich
experimentell in der sozialen Wirksamkeit erfahren/erproben
• durch Reflexionen die Theorie sozialer Systeme mit der er-
lebten Praxis verbinden und konkret aufeinander beziehen
• zentral ist keinesfalls die Psyche der Teilnehmenden (wie in
(sozial)psychologischen Settings), sondern die hier-und-jetzt ab-
laufende Kommunikationsprozesse und deren Folgen für die
Strukturierung der Gruppe
Praxis:
Systemische Gruppendynamik
15. • Kopplung von psychischen und sozialen Systemen
• das eigene Erleben ist an soziale Dynamiken gebunden
• Absicht und Wirkung des eigenen Handelns sind verschieden
• was nicht in die Kommunikation eingeht, bewirkt keinerlei
soziale Wirkung
• die von den anderen erlebte eigene „Persönlichkeit“ wird vom
aktuellen Kontext in der Gruppe bestimmt
• Akteure erzeugen ihr eigenes »ICH« durch Unterscheidungen
zu anderen im Kontext der Gruppe
Praxis:
Konkrete (erlebte) Erkenntnisse
16. Die Beteiligten
• vertiefen ihr Verständnis über Gefüge von anschlussfähigen
Kommunikationen (soziale Systeme) durch eigenes Erleben
und eigenständiges Reflektieren
• erkennen, wie ihre Interpretationen von Beobachtungen stark
von eigenen biographischen Erlebnissen geprägt werden
• erfahren viele Differenzen zwischen Eigen- und Fremdbeob-
achtung ihres (kommunikativen) Handelns
• erleben sich als Akteur der kommunikativen Konstruktion
einer gemeinsamen Wirklichkeit
Transferleistung